Und wir konnten tatsächlich Segeln, fast die ganze Strecke nach Almerimar mit Raumwind. Ein Traum.
Aber von Anfang an.
Noch vor Moraira hat Franz die Marina in Almerimar über Navily kontaktiert und unser Kommen in 48h, für 3 Wochen, angekündigt. Wir gingen davon aus, damit passt alles. Ist schliesslich Nachsaison. Am nächsten Tag dann die grosse Überraschung. Die Marina ist ausgebucht. Wie, ausgebucht? Die haben 1100 Plätze, die nehmen uns doch auf den Arm. Nein, haben sie nicht. Das gab dann erstmal lange Gesichter. Damit hatten wir so garnicht gerechnet. Was tun? Zuerst einmal haben wir alle möglichen anderen Marinas auf der Strecke, vor und nach Almerimar, herausgesucht und per Email nach einem Liegeplatz für 3 Wochen gefragt.
Dazu muss man wissen, dass Almerimar zwar eine Massenabfertigung fest in deutscher/deutsschsprachiger Seglerhand ist, aber alle Gewerke die für so ein Segelboot/Motorboot notwendig sind auf dem riesigen Gelände vereint. Zusätzlich gibt es, wie in einer kleinen Stadt, so ziemlich alles an Infrastruktur, inkl. Tierkliniken, Arztpraxen jeder Fachrichtung und unzählige Restaurants und Bars. Und genau das ist Almerimar, ein künstliches Marinadorf. Uns war es hauptsächlich bekannt aus den You Tube Videos der Segler, denen wir schon eine ganze Weile folgen. Daraus ergaben sich auch die Informationen über Bootsreparaturen und Instandsetzungen jeglicher Art, die hier deutlich günstiger vorgenommen werden können. Ausserdem überwintern viele Segler hier. Das erklärt dann natürlich, warum die Marina um diese Zeit ausgebucht war, Hauptsaison ist hier von September bis April.
Aber zurück zu unserem Problem. Da wir nicht nur einen Liegeplatz sondern auch verschiedene Dienstleistungen benötigen, war es nicht so einfach auf die schnelle eine passende Marina zu finden. Verschiedene Optionen wurden diskutiert und ein Email nach Almerimar geschickt mit dem Zusatz dass wir umfangreiche Reparaturen vornehmen lassen wollen. 😉 Obwohl das Ziel nach wie vor ungewiss war, die anderen Marinas hatten sich auch nicht zurückgemeldet, beschlossen wir uns zumindest mal auf eine mögliche Abfahrt am Spätnachmittag vorzubereiten. Um den Raumwind optimal zu nutzen, hatten wir vor zum erstmal unsere Genua mit dem Spinnakerbaum auszubaumen. Wie alles andere auf unserem Schiff sind auch die Spinnakerbäume überdimensioniert und unfassbar schwer. Trotzdem haben wir den Baum relativ schnell vorbereitet und weil dass alles so gut ausgesehen hat, beschlossen wir doch gleich loszufahren. Vorher haben wir noch unsere Baumbremse für das Grossegel installiert (die Baumbremse sorgt dafür, dass das Segel bei einem Winddreher nicht mit Schwung auf die andere Seite kracht, sondern langsam rüberkommt) und alle anderen nötigen Vorbereitungen getroffen. Dann hiess es Anker auf um 17:00 und los ging’s. Die Ausfahrt aus der Bucht ging super, aber das Setzen des Grossegels war dann wieder eine Challenge für mich. Um das Segel hochzuziehen muss man das Boot in den Wind stellen, heisst der Wind muss von vorne kommen damit kein Druck im Segel ist. Erst wenn das Setzen abgeschlossen ist, dreht man das Boot wieder zurück so dass Wind einfallen kann und man Fahrt aufnimmt. Die Genua dagegen (das Segel das ganz vorne am Bug ist) kann man jeder Zeit ausrollen und einziehen (ich liebe dieses Segel ;-)) Kaum waren wir raus aus der Bucht fiel der Wind plötzlich mit Böen über 20kn ein und ich hatte meine liebe Mühe das Boot in den Wind zu drehen. Schlussendlich sind wir gegen den Wind wieder langsam in die Bucht zurückgefahren und sobald der Wind etwas nachgelassen hat, konnte Franz das Grosssegel setzen. So starteten wir in die erste Nacht. Der Wind kam wie angesagt und wir segelten mit ausgebauter Genua und Grossegel mit 5-6kn gemütlich dahin. Ein tolles Gefühl, dass nur noch gekrönt wurde von den ersten Delphinen die uns auf unserer Reise besuchten. So muss Segeln sein.
In der Nacht blieb alles weitgehend unspektakulär, allerdings ist der Wind irgendwann eingebrochen und der Motor musste ein wenig laufen. Am nächsten Tag dann die grosse Überraschung, es gibt doch einen Platz in Almerimar (man hat wohl die Kasse klingeln hören).
Somit war unser Ziel nun auch fix und mit ein wenig Kursabweichung (genau genommen 6h länger) konnten wir fast die gesamte Strecke segeln. So schön
Um 14:00 am Donnerstag erreichten wir Almerimar und ich muss zugeben, etwas aufgeregt war ich schon, wusste ich doch, dass sowohl Martin Jambo als auch Karl Ocean (wir folgen ihnen auf You Tube) derzeit in der Marina liegen und natürlich wollte ich sie gerne mal Live und in Farbe sehen. Da traf es sich hervorragend, dass just an diesem Abend der Trans Ocean (wir sind natürlich auch Mitglied) Stammtisch der Segel Community stattfand. Kurz entschlossen kontaktierte ich über Instagram Martin Jambo und ließ mir Ort und Uhrzeit geben.
Nach einem kurzen Stopp zum Anmelden beim Marina Office, wurde uns dann unser Stellplatz zugewiesen. Für die Segler unter Euch, ich habe selten bisher solch grindige Mooringleinen gesehen. Da waren halbe Muschelbänke drauf und eine schwarze Brühe lief/spritze beim Anziehen aufs Boot und auf mich. Anscheinend war dem Marinero der Zustand der Mooring dann auch peinlich, denn er kam an Bord und übernahm das Festmachen. Von oben bis unten voller Dreck war ich nicht traurig über die Hilfe. Trotzdem gab es ein Anlegerbier und wir waren froh da zu sein. Nun war es an der Zeit Franz auf meine Idee des Seglerstammtisches vorzubereiten, die Begeisterung hielt sich wie erwartet in Grenzen und ich musste etwas Überzeugungsarbeit leisten, aber am Ende waren wir um 19:00 an der Location. Es wurde ein sehr netter Abend unter Gleichgesinnten und wir erhielten auch gleich alle nötigen (oder auch nicht) Infos und Ratschläge der Community.
Man kennt sich eben.
Für die nächsten 3 Wochen ist das hier nun unser Standort. In die notwendigen What´s App Gruppen bin ich inzwischen aufgenommen und ab morgen beginnt die Arbeit am Boot.