Nun sind wir also in Vieste angekommen. Vom Anlegen habe ich nicht all zu viel mitbekommen, da ich noch immer mit Fieber in der Koje liege und nur feststelle, dass unser Boot plötzlich so schön ruhig liegt. Damit ergebe ich mich auch schon wieder dem Land der Träume, hoffentlich geht es mir morgen besser.
Vieste, ursprünglich ein Fischerdorf, heute stark vom Tourismus frequentiert, wurde geschichtlich das erste mal im 15. Jahrhundert v. Chr. erwähnt, als Reste einer Wehrmauer mit angebauter Hütte und darin ein Fragment mykenischer Keramik gefunden wurde. Unweit davon fanden sich Gräber, darunter auch Reste eines Felsengrabs aus der mittleren bis späten italienischen Bronzezeit. Erste Besiedlung auf dem Gebiet des heutigen Vieste hat zwischen dem 10. und 6. Jahrhundert v. Chr. stattgefunden. Umstritten ist die Herkunft des Namens, manche leiten in vom Vorhandensein eines Tempels der Göttin Vesta ab, andere vom Namen Apeneste den es in römischer Epoche gehabt haben soll. Regelmässig gab es Angriffe und Plünderungen, die schlimmste 1554 endete mit der Verschleppung von 7000 und der Enthauptung mehrerer Hundert Einwohner auf einem Felsen. Dieser ist noch heute im Stadtzentrum zu sehen.
Am Freitag ging es mir dann endlich besser und wir machten uns auf, Vieste zu besichtigen. Das Städtchen ist wirklich sehr entzückend. Viele kleine enge Gässchen. Wäsche an den Balkonen, Italien Flair pur. In jeder noch so kleinen Nische finden sich Tische und Restaurants. Wir hatten sehr viel Glück mit dem Wetter, obwohl es nach Regen aussah, blieb es weitgehend trocken. Die Stadt war belebt, aber nicht überfüllt, allerdings möchte man sich nicht vorstellen, wie sich hier im Juli und August die Touristenmassen durchschieben. Auch an den Preisen hat man es deutlich gemerkt dass alles stark auf Tourismus ausgelegt ist. Trotzdem sehr empfehlenswert.
Am Samstag war dann Franz Geburtstag und wie er es sich gewünscht hatte konnte er schon auf dem Boot feiern, nur die 40kn Halbwind zum Segeln konnte ich auf die schnelle nicht organisieren. Wind ist hier eh Mangelware. Seid wir los sind gibt es entweder nichts oder auf die Nase. Ich glaube unser Motor ist noch nie so lange am Stück gelaufen. Vorsichtshalber hat Franz am Nachmittag mal den Keilriemen der Lichtmaschine gewechselt (wir hatten zeitweise schon manch interessantes Geräusch) während ich den Waschsalon nahe der Marina aufgesucht habe. Für mich war das ja mal eine gänzlich neue Erfahrung, aber durchaus sehr positiv. Nach 3h Stunden und 30€ ärmer (2Maschinen Wäsche, 2 Ladungen Trockner) war ich wieder am Boot. Am Abend waren wir dann zur Feier des Tages noch schön Essen und hatten ausgezeichnetes Seafood, Pasta und Carne zu einem guten Preis.
Ursprünglich wollten wir ja die Marina erst Montag Mittag verlassen, allerdings hat uns der prognostizierte Gegenwind dann doch schon Sonntag Vormittag aufbrechen lassen um dem Gegenwindgebiet soweit als möglich davon zu fahren. Bisher ist uns dass ganz gut gelungen. Das nächste Update gibt es dann vom Absatz des Stiefels.