10-11-2024 – Landratten oder wenn der Rücken nicht mehr mitmacht
10-11-2024 – Landratten oder wenn der Rücken nicht mehr mitmacht

10-11-2024 – Landratten oder wenn der Rücken nicht mehr mitmacht

Wie wir ja bereits vermutet/befürchtet haben muss das Boot zur Tankreinigung aus dem Wasser. Wir haben alle erdenklichen Möglichkeiten durchdiskutiert und auch bei den wöchentlichen Seglerstammtischen mit anderen Seglern gesprochen. Aber am Ende ist die sauberste Lösung eben auch die aufwendigste und muss an Land vorgenommen werden. Unser Krantermin wurde auf den 04.11.2024 um 8:00 morgens festgesetzt und man höre und staune, die Jungs waren pünktlich. Das Kranen verlief relativ unspektakulär, dafür dass wir im Vorfeld schon so einiges gehört hatten und nach rund 1.5h stand unser Boot sicher auf seinen Böcken. Das Angebot einer Rumpfwäsche nahmen wir gerne an und ich verabschiedete mich zum Joga. Hier in der Marina hat sich eine Jogagruppe zusammen gefunden, die von einer Mitseglerin angeboten wird und wirklich Spass macht. Als ich nach einer Stunde in die Werft zurück komme fällt mir schon von weitem auf, dass unser Rumpf deutlich heller aussieht und der Boden rund um unser Schiff eine dunkelblaue Färbung angenommen hat. Dazu muss man sagen, dass wir nach 6 Monaten im Wasser noch keinen nennenswerten Bewuchs hatten. Offensichtlich haben es die Jungs von der Werft sehr gut gemeint und das komplette Antifouling das wir im Juni gestrichen hatten abgewaschen. Wir waren zuerst sprachlos und dann entsprechend angefressen weil sich damit noch eine weitere Baustelle auftat. Nach längerem diskutieren willigte Franz schließlich ein, in diesem Fall die Werft zu beauftragen das Unterwasserschiff zu streichen. Auch weil ich wirklich nicht willig war es selber zu machen. Von den Umweltschutz relevanten Aspekten dieser Aktion wollen wir garnicht reden. Antifouling ist hochgiftig, soll es doch den Bewuchs des Schiffsrumpfes mit Muscheln, Seepocken und ähnlichem Getier verhindern und oft darf man es in der Werft überhaupt nicht selber streichen oder nur unter entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen, um weder sich selbst noch der Umwelt zu schaden. Hier in Almerimar sieht man das offensichtlich nicht so eng. So ließen wir uns von Chris (Chef in der Werft) ein Angebot fürs Unterwasserschiff machen und kauften bei dieser Gelegenheit auch gleich noch ein paar neue Opferanoden. Seltsamerweise waren bei uns am Heck die Anoden stark abgefressen wogegen Ri Bug die Anoden in einem normal guten Zustand waren (waren ja erst seit 6 Monaten drauf). Franz vermutet das wir von einem Nachbarschiff in einer der Marinas unterwegs einen Fehlstrom bekommen haben. All dass war eigentlich außerplanmässig, da wir ja wegen der Dieseltanks aus dem Wasser gekommen sind. Nachdem wir also die zusätzlichen Projekte abgehakt hatten, ging es an die eigentliche Arbeit. Zu allererst räumten wir unsere Kabine aus um nicht in allen Textilien später den Dieselgeruch zu haben. Ausserdem musste auch der Stauraum der mit abgebaut werden musste, ausgeräumt werden. Da wir jetzt ja nicht mehr auf dem Schiff schlafen konnten, hatte ich uns schon ein Apartment hier auf dem Gelände organisiert. Franz begann mit dem Abbau der Möbel und da ich dabei nicht wirklich helfen konnte widmete ich mich einigen kleineren Projekten zu Komfort und Sicherheit. Die große Sitzecke erhielt einen neuen Überwurf und an einigen Stellen im Schiff, wo wir bei Fahrt Gegenstände aufbewahren, wurden nun Gurtbänder montiert um ein Herumfallen bei Lage zu verhindern. Zwischendurch brachte ich noch die Wäsche weg, holte Pakete ab und kaufte ein. Der Abbau der Möbel war, wie erwartet nicht ganz einfach, aber am Ende des Tages war der Tankdeckel freigelegt. Am nächsten Tag mussten nun die 54 Schrauben geöffnet werden. Im Dieseltank selber konnte man nicht all zu viel sehen. Es waren noch c.a. 50l drin. Damit war die Vorbereitung in unserer Kabine abgeschlossen und das größere Projekt, Dieseltank im Motorraum (mit c.a. 300l verschmutztem Diesel) wurde in Angriff genommen. Zwischendurch versuchten wir immer wieder, den Bootsmechaniker zu erwischen um einen Termin zu machen, vergeblich. Da muss man wirklich penetrant und sehr geduldig sein. Während Franz sich also mit den Gegebenheiten des anderen Tanks auseinander setzte, machte ich mich daran einige Stellen unten am Kiel und bei der Welle auszubessern wo uns dass Antifouling abgeplatzt war. Dass hieß abschleifen bis aufs Metall, anschließend mit Primer streichen und dann mit Grundierung, bevor das Antifouling wieder drauf kommt. Das Schleifen unterm Kiel ist nicht besonders komfortabel. Zwischen Boden und Kiel sind c.a. 50cm Platz so dass man im Liegen und teilweise über Kopf arbeiten muss und durch den Schleifstaub sieht man aus wie ein Schwein. 2 Tage habe ich gebraucht um alle Stellen sauber zu Schleifen und mit Primer zu streichen, während Franz im Motorraum schon mal Teile der Welle abgebaut hat, um dann festzustellen, dass es nicht reicht die Welle zu ziehen um an den Tankdeckel zu kommen. Es müssen auch Teile vom Getriebe ausgebaut werden! Ausserdem warten wir ja noch immer auf Paul, da wir die Welle nicht alleine ziehen können. Eine sehr unbefriedigende Situation. Um die Wartezeit zu nutzen hat Franz dann schon mal das Seeventil ausgetauscht, das uns schon eine ganze Weile geärgert hat und mit dem Einbau unserer Dieselheizung begonnen. Dieses Projekt war auch tatsächlich für unseren Aufenthalt in Almerimar geplant. Gestern um 9:15 kam dann endlich Paul zu uns aufs Schiff. Was die Männer genau besprochen haben weiss ich nicht, ich lag ja noch unterm Kiel, berichtet hat mir Franz dann nur dass wohl ein Werkzeug benötigt wird das Paul auch nicht hat, so dass wir bis Montag warten müssen um Chris zu fragen. C´est la Vie. Aber zumindest hat Paul sich den geöffneten Tank angeschaut und mal eine Wischprobe gemacht. Bereits ganz oben an der Wand war ein richtig dicker Belag und wir gehen davon aus dass es in dem anderen Tank genauso aussieht. Kein Wunder dass Dieselpumpe und Filter das nicht mitgemacht haben. Was wir aus dem kleineren Tank dann in Kanister abgepumpt haben hatte mit sauberem Diesel nur noch wenig zu tun. Es war eine dunkelbraune Brühe. Unten am Boden befindet sich nun eine zähe Masse die da rausgeputzt werden muss. Netterweise haben sich unsere Nachbarn in der Werft angeboten, uns aus dem Baumarkt einen Nasssauger mitzubringen. Anders geht es wohl nicht. Franz probiert heute aus ob er den Dreck damit weg bekommt. Ich hoffe es klappt. Leider kann ich nicht helfen und sitze hier im Apartment mit Rückenschmerzen. Ich muss mir die Tage beim Schleifen irgendetwas verissen haben. Heute morgen konnte ich mich kaum bewegen. Inzwischen ist es Dank Tabletten und Wärmepflaster etwas besser. Aber an Bootsarbeit ist zumindest heute nicht zu denken. Franz hatte sich vor 10 Tagen verissen als wir die Moorig strammer ziehen wollten und trotz Sofortmaßnahmen (Salbe, Tabletten und Wärmepflaster) hatte er einige Tage damit zu tun. Ich hoffe, dass ich morgen wenigstens wieder ein bisschen was machen kann.

Nachtrag: Das Reinigen mit dem Nasssauger hat sehr gut funktioniert und so konnte ein Tank bereits trockengelegt werden. Nun hoffen wir dass wir auch bald mit dem anderen Tank beginnen können. Ich bin leider nach wie vor außer Gefecht und arbeite mit Übungen und Medikation an meiner Einsatzfähigkeit. Es ist noch so viel zu tun und Geduld ist nicht meine größte Stärke.